In der Sommerpause hat sich Kleeblatt-Anhänger Manu vor dem Hintergrund der sportlichen Entwicklung Gedanken über die Ambitionen und die Außerdarstellung des Kleeblatts gemacht. Sein Urteil kommt einem Appell gleich. Aufgrund der Urlaubspause erscheinen seine Zeilen mit etwas zeitlichem Versatz, verlieren dabei aber nicht an Relevanz:
Eine weitere Saison zweite Liga liegt hinter uns und unserem Kleeblatt. Und ich wage zu behaupten, dass sich nur die wenigsten, die es mit der SpVgg halten, in zehn Jahren an die Saison 2018/19 erinnern können. Zum einen, weil die Kurzbehosten an den meisten Spieltagen einer Tätigkeit nachgingen, die mit Fußball„spielen“ nur entfernt verwandt ist. Zum anderen, weil diesem Team einmal mehr der letzte Funke fehlte, um die Zuschauer (vor allem diejenigen, die den Weg in den Sportpark erst gar nicht mehr finden), wieder zu begeistern.
Die reinen Zahlen sind die eines Absteigers: der zweitschlechste Sturm der Liga, die zweitschlechteste Abwehr, Platz 15 in der Zuschauertabelle, Platz 17 in der Fair Play-Wertung. Unterm Strich stehen wir am Ende über dem Strich, und das ist selbstverständlich eine gute Sache. Aber wenn sich unsere Vereinsführung nach einer wiederholt unrunden Saison einmal mehr in Luftschlössern verkriecht, dann wird mir als Fan dieses tollen Vereins ganz mulmig. „Gut bis sehr gut war die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben“, attestiert Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi der Mannschaft nach dieser Saison. Als gemeiner Fan fragt man sich doch, ob er das wirklich ernst meint oder sich bei einem solchen Satz nicht doch auf die Lippe beißen muss, um nicht lauthals aufzulachen. Dass in Fürth der Geldbeutel immer halbleer, die Bewertung der Leistungen durch die sportliche Führung aber gern halbvoll ist, daran habe ich mich schon gewöhnt. Aber langsam glaube ich, dass die kritische Analyse hinter geschlossenen Türen weniger streng ausfällt, als sie sollte.
Und es ist wohl an der Zeit, sich zu fragen, wohin es mit unserem Kleeblatt eigentlich geht.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ja, in Fürth wachsen die Bäume nicht in den Himmel und ja, wir sind ein finanzschwacher Standort in Liga 2. Und ja, unsere sportlichen Führungen haben seit über 20 Jahren außerordentlich gute Arbeit geleistet, ohne die unser Kleeblatt niemals zum Zweitliga-Dino geworden wäre.
Doch gleichzeitig werde ich das Gefühl nicht mehr los, dass die Mantras, die gebetsmühlenartig von den Verantwortlichen durchgekaut werden, eine betäubende Wirkung auf den ganzen Verein haben. Selbsterfüllende Prophezeiungen und so.
Jedes Jahr werden all die Menschen, die es mit dem Kleeblatt halten, von der Vereinsführung mit dem Totschlagargument abgespeist, dass „man froh sein dürfe, überhaupt in der zweiten Liga zu sein.“ Ist das so? Mannschaften mit vergleichbaren Etats wie Heidenheim, Paderborn oder Regensburg haben uns den Rang abgelaufen (oder steigen gleich in die Bundesliga auf). Sandhausen und Aue – zwei Vereine, die wir eigentlich stets hinter und wähnten – sind mittlerweile mindestens auf Augenhöhe. Weil in diesen Städten mehr Geld zu holen ist? Weil die Strukturen in diesen Vereinen besser sind als bei uns? Weil deren Nachwuchsleistungszentren stärker sind? Bestimmt gäbe es auch zu diesem Sachverhalt ein schickes Statement aus dem Kleeblatt-Marketing, dass Rachid Azzouzi aus dem Ärmel schütteln könnte.
Ich mache mir Sorgen um mein Kleeblatt, jetzt ist es raus. Aber ich mache mir keine Sorgen, weil wir ein kleiner Standort sind und bei uns das Geld nicht in Schubkarren, Bullendosen oder Gaspipelines angeliefert wird. Ich mache mir auch keine Sorgen, weil wir das „Pech“ haben, einen leidlich populären und aus historischen Gründen für Sponsoren und Zuschauer scheinbar immer noch recht attraktiven Nachbarn zu haben (verstehe das, wer immer es will).
Nein, meine Sorgen entstammen einzig und allein aus dem verbalen und sportlichen Umgang der Vereinsführung mit den Entwicklungen im Fußball und rund um unser Kleeblatt – und das nicht erst seit dem Abschied vom Helmers.
Was haben uns die Regensburgs, Heidenheims und Bielefelds, die Paderborns und Aues dieser Welt denn voraus? Sie sind nicht gefangen in einer lähmenden Umgebung aus Mantras, die den scheinbar ja unvermeidlichen Absturz in Liga 3 ständig beschwören und damit aus meiner Sicht auch herbeireden.
Selbsterfüllende Prophezeiungen werden irgendwann zur Realität, weil der Mensch irgendwann an sie glaubt, wenn er sie nur oft genug eingebläut bekommt
Es ist an der Zeit, diesen Nimbus endlich abzulegen und mal aus dem Quark zu kommen, liebe Geschäftsführung! Wir sind ein grundsolider Verein, der auf eigenen und gesunden Füßen steht. Wir hatten bis vor wenigen Jahren eine klare Vereinsphilosophie, die nicht verloren, sondern höchstens ein klein wenig ins Hintertreffen geraten ist. Wir haben eine Tradition und Verwurzelung in unserer Heimat, die das Regensburger Konstrukt oder Heidenheim niemals erreichen können.
Das kann man ruhig auch mal mit breiter Brust nach außen tragen! Arsch hoch, Brust raus und einfach mal die grauen verbalen Mäuse durch das ersetzen, was dieser Verein eigentlich ist:
Ein absolut verdienter Zweitligist, der nicht durch Gottes Gnaden seit über 20 Jahren fest zu den Top 25 in Deutschland gehört, sondern, weil er eine große Geschichte, eine junge und wilde Gegenwart und eine Zukunft, die alles andere als grau ist, hat.
Natürlich ist es einfach und bequem, sich als die kleine graue Maus der Liga zu verkaufen und schulterzuckend eine Katastrophensaison nach der anderen abzunicken. Aber so haben wir keine Zukunft im Profifußball, das ist ja wohl bitte allen Verantwortlichen klar.
Einmal mehr ein großes Dankeschön für deine Mühe, Manu.