Es darf verkündet werden: Die Tage des Franky McFly sind gezählt. Der Versuchung das Wörtchen endlich in diesen Satz einzubauen, kann ich gerade so widerstehen. Was in der Presse gerade als Paukenschlag bezeichnet wird, hatte sich nunmehr schon seit mehreren Wochen angedeutet und war mittlerweile mehr erwartbarer Umstand als eilige Überraschungsmeldung. Zu deutlich waren die Versäumnisse der letzten Wochen sichtbar, zu erfolglos präsentierte sich die Mannschaft seit Mitte Oktober. Ich möchte die grausamen Zahlen nicht nochmal auf den Tisch legen müssen, nur so viel: Wenn man in sechs Heimspielen in Serie, in fünf(!) Monaten, kein Tor erzielt, hat man ein sehr großes Problem. Kannste ja keinem anbieten. Ich wurde kürzlich gefragt, welche Tormusik im Ronhof gespielt wird: Ja. Ähm, gute Frage. – Haben wir überhaupt eine? Ich konnte die Frage jedenfalls nur zögerlich beantworten. Das Spielsystem wurde gefühlt wöchentlich über den Haufen geworfen, vermeintliche Stammspieler pendelten willkürlich erscheinend von der Startelf auf die Tribüne. Alles wirkte irgendwie wie ein IKEA-Bausatz, dem die richtigen Teile fehlen, um die paar Holzbretter zu einem funktionierenden Gebilde zu formen. Sicher, man kann als Außenstehender nie mit Gewissheit beurteilen, was hinter dem Vorhang gespielt wird. – Aber dass sich das große Ganze seit einiger Zeit neben der Spur befand, wurde wohl spätestens nach dem erneut ernüchterneden Bolzfestival des letzten Heimspiels klar. Da hatte auch die Argumentation Vier Punkte aus zwei Spielen keine Schutzwirkung mehr. Und siehe da: Mike Büskens wird eilig als neuer Vorturner präsentiert – Der Nachfolger seines Nachfolgers. Flixbüskens quasi.
»Ich war zwar räumlich weg, aber nie emotional.« (Mike Büskens bei der Antrittspressekonferenz)
Ich halte diesen Schritt für den richtigen. Mighty Mike kennt den Verein, das Umfeld und sogar noch einen Kreis von Spielern aus seiner ersten Amtszeit, die damals übrigens zu meinem Erstaunen insgesamt 3 Jahre und 3 Monate weilte. War das wirklich so lange? Die Eingewöhnungszeit, die man neu verpflichteten Spielern gerne als eine Art Haftungsausschluss wohlwollend eingesteht, dürfte minimal ausfallen. Falls es überhaupt eine gibt. Er hat seinen alten Co-Trainer wieder an die Seite bekommen: Bewährtes, bekannte Abläufe. – Klar, die aktuelle Situation lässt nicht den zeitlichen Rahmen für Experimente. Man muss sportlich wieder in die Spur kommen, um nicht doch noch in den Rotlichtbereich der Liga zu driften und eventuell nicht noch den ein oder anderen Euro über die Fernsehgeld-Tabelle zu verlieren. Und um dann eben auch für die kommende Spielzeit wieder in eine gute Ausgangsposition zu gelangen. Denn es ist auch klar: Wenn man attraktiv für potenzielle Neuverpflichtungen wirken möchte, muss man auch eine entsprechende Perspektive aufzeigen können. Der Horizont liegt im entwicklungsneutralen Niemandsland der Tabelle leider nicht in größter Ferne. Da braucht man nicht das Uli H. Fernglas bemühen.
Die Emotionalität, die Mighty Mike vorlebt, ist ein grundlegendes Merkmal, das der Mannschaft in ihrem aktuellen Auftreten fehlt. Kramer hat der Mannschaft einen unterkühlten, sterilen Stil gepredigt, der öfters den Eindruck von vorgelebtem Phlegma vermittelte und als Konsequenz dann in den entscheidenen Szenen unkonzentriert und umständlich daherkam. Konnten oder wollten sie nicht? Zu erzwungen cool, wie ein pickeliger Teenager in XXL-Klamotten auf dem Schulhof. – Ich denke, dass Büskens genau der richtige ist, wenn es darum geht, die Truppe vorallem mental wieder auf die Höhe zu bekommen. Selbstvertrauen schaffen, den unbändigen Willen zum Siegen wieder einimpfen. Auf der anderen Seite ist Büskens in seiner ersten Periode den Beweis schuldig geblieben junge Spieler weiterentwickeln zu können. Das Beispiel Johannes Geis wird dabei mittlerweile schon fast überstrapaziert. Büskens verkannte ihn, wohl auch aus charakterlicher Ablehnung, und ließ in in der U23 versauern. Kein halbes Jahr nach seiner Entlassung war Geis Kopf der Mannschaft und empfahl sich für höhere Aufgaben bei Mainz, die ihn wohl aufgrund kolportierten Interesses von Spitzenvereinenen auch nicht länger halten werden können. Für mich ist das das entscheidende Kriterium, wenn es um die mittelfristige Ausrichtung der sportlichen Beletage geht. Des Eurofighters Arbeitspapier ist zunächst optionslos bis zum Saisonende datiert. Ob er dann auch wieder im jährlichen Turnus nachsinnt, ob er die Trennung von seiner in Gelsenkirchen beheimateten Familie länger verkraften kann? Man möchte es an die leidigen Diskussionen erinnert nicht hoffen. – In diesem Zusammenhang muss Mike aber auch bewusst sein, dass er nach langer Auszeit und einer maximal durchwachsenen Station bei der Fortuna nicht mehr so arg viele Chancen auf der Bühne Profifussball erhalten wird.
Der Kredit von Büskens ist im Umfeld und gerade unter den Anhängern noch immer riesig. Als Aufstiegs- und Derbysiegertrainer steht der Sympathiekurs eben nicht allzu schlecht. Unter seiner Leitung erwachte die manchmal wohl etwas miesmuschelig daherkommende Fürther Anhängerschaft aus ihrem Dornröschenschlaf. Es herrschte angestachelt von einer famosen Saison inklusive Aufstieg und Pokalhalbfinale eine vergleichsweise regelrecht elektrisierende Euphorie in der Stadt. Ich denke, dass sich auch andere gerne wieder in diese Zeit zurückversetzt fühlen würden. Und da der Trainer der Auslöser dieser Welle war, dürften sich auch andere Anhänger in Vorfreude versetzt fühlen, wenn sie an einen tobenden, schreienden und zu Jubelläufen ansetzenden Mike Büskens an der Seitenlinie denken. Und ganz ehrlich – das ist auch dringend nötig. Auf den Tribünen machte sich zuletzt doch ein durchzogenes Grummeln breit, gellende Pfiffe ertönten und irgendwie hatte man das Gefühl, dass die Spielvereinigung langsam wieder in das graue Maus Image zurückverfiel. Kickstart again?
Die Unkenrufe ertönen gerade aus sämtliche sozialen Netzwerkecken. Man macht sich gerne über diese Rückholaktion lustig und bastelt an allerlei Witzchen in Verbindung mit der Fortuna und dem Büskenschen Kurzengagement bei eben jenen – „Da hatte #F95 aber eine Menge Glück dass #Büskens schon ein paar Stunden vorher bei #Fürth unterschrieben hat!!“ – Ich aber möchte festhalten: Angesichts der perspektivlosen Situation und dem planlosen Auftreten des Teams ist es der genau richtige, in seinem Risiko überschaubare Schritt zu einem Zeitpunkt, den man nach meinem Empfinden auch gerne schon zur Winterpause hätte finden dürfen. Dieses Umtopfen wird das Kleeblatt im Frühling wieder strahlend erblühen lassen, da bin ich mir sicher. Und vielleicht springt dann ja doch mal wieder ein Törchen raus. Das erste Spiel als Fürther Trainer gewann er übrigens 3:0 – wie damals wird er auch in seiner zweiten Amtszeit sein Debut gegen Kaiserlautern geben. Mein Aberglaube ist zurück.
Zuletzt möchte ich mich noch bei Frank Kramer bedanken. Auch wenn die aktuelle Saison ziemlich zum Vergessen ist, muss man ihm die Arbeit der letzten Saison wirklich hoch anrechnen. Was jetzt kommt, könnte den meisten bekannt vorkommen: Mit einem umgekrempelten Kader beinahe den Aufstieg zu erreichen und den Verein in der komplizierten Situation der sportlichen Nicht-Versetzung deartig zu konsolidieren, war eine wirklich hervorragende Leistung. Alles Gute, Franky McFly!
Vorwärts, Kleeblatt!
Ein Kommentar zu „Nachfolger des Nachfolgers.“