IGLO-Fischstäbchen und Kartoffelbrei.

Ich habe mich hier schon eine Weile nicht mehr zu Wort gemeldet. Knapp über vier Wochen. Nun ist es wieder an der Zeit. Saisonhälfte. Es gibt einiges aufzuarbeiten.

Die letzten Wochen verliefen ja eher durchwachsen für mein Kleeblatt. Manche mögen gar sagen – Scheiße. Kurz zur Rechtfertigung eine kurze, nummerische Aufarbeitung der zurückliegenden Ergebnisse: Torlose Unentschieden gegen Heidenheim und in Darmstadt, knappe 0:1 Heimniederlage gegen die Leipziger Döschen. Drei Aufsteiger, zwei Punkte. Tabellenplatz 10, Tendenz sinkend. Zum Untermauern noch ein paar Statistiken:

Die Bilanz aus den letzten 8 Spielen:

– 1 Sieg, 4 Unentschieden, 3 Niederlagen

– davon 3 Spiele ohne eigenes Tor gegen Aufsteiger (2 davon zuhause)

– die 4 Heimspiele wurden mit einer Bilanz von 2:9 Tore bzw. 1 von 12 möglichen Punkten beendet, in 3 der Spiele konnte kein eigenes Tor erzielt werden

Grund genug mal kurz meine Gedanken niederzuschreiben.

Ich denke der Ausgangspunkt der aktuellen Entwicklung waren die beiden relativ saftigen Heimpleiten gegen das blaue Frankfurt und den KSC. Null Punkte, zwei zu acht Tore. Coach Kramer erkannte, dass die Balance im Team nicht stimmte und passte die Formation an. Weg von vier Offensiven und Doppelsechs zu einer wieder kompakteren Ordnung mit verstärkter Mittelfeldabsicherung. Die Gegentorflut konnte die folgenden Spiele auch nachweislich gedämmt und die individuellen Aussetzer weitestgehend abgestellt werden, allerdings ging das zu Lasten der ohnehin nicht umwerfenden Durchschlagskraft in der Offensive. Man trifft einfach die Kiste nicht mehr. Die letzten Tore erzielte man beim spektakulären 3:3 Remis in Düsseldorf, seitdem Flaute. Null. Nichts. – An den Chancen mangelt es nicht zwangsläufig, wenngleich es sie auch nicht im Überfluss gibt. Die Bälle springen rechts und links am Tor vorbei oder prallen von der Latte ab. Hat das mit Pech zu tun? Ist es Unvermögen? Eine Mischung aus beidem? Ich denke alles so ein bisschen. Was soll man dagegen machen? Schwierig, man muss es natürlich in erster Linie weiter versuchen.

Ich denke trotz der ernüchternden Ergebnisse, dass die Leistung noch akzeptabel ist und war. Keiner der zurückliegenden Gegner war auch nur ein bisschen besser. Eher im Gegenteil. Ich habe aber immer den Eindruck, dass sich die Gegner kaum wirklich anstrengen müssen, um einen oder mehrere Zähler zu holen. Einigermaßen souverän verteidigen, wenige Standards zulassen, hohe Bälle abwehren. Mehr braucht man eigentlich kaum leisten, um die Fürther Offensivmaschine in einen stotternden Zweizylinder zu verwandeln. – Ja, es muss die Grundlage sein, hinten gut zu verteidigen. Darauf basiert das Spiel einer ambitionierten Mannschaft. Aber was man, gerade in Heimspielen, die letzten Wochen darzubieten weiß, ist schon einigermaßen beängstigend.

Grund genug für einige meiner Blocknachbarn während des letzten Spiels dezent, aber mehrfach vernehmbar akutisch den Rauswurf des Trainers zu fordern. Berechtigt oder Kurzschlussreaktion? Nun – es ist Fakt, dass sich die Mannschaft seit Beginn der Saison kaum weiterentwickelt hat. Man hat noch immer teils eklatante Schwächen im Spielaufbau und bei dem Kreieren von Torchancen. Standardsituationen sind zum größeren Teil schlampig ausgeführt. Die entscheidende Frage ist hierbei eigentlich meist nur, ob man den Kopf von Leuchtturm Röcker findet. Das kann man dem Trainer sicher vorhalten – aber man muss auch überlegen, mit welchem Personal der Trainer arbeiten darf. Oder eben muss.

Da stehen auf der einen Seite die bereits vielfach in den Massenmedien durch den Kakao gezogenen Abgänge von Leistungsträgern. Kaum der Rede wert – es war nur die logische Konsequenz aus dem verpassten Relegationsaufstieg gegen den Sportverein aus Hamburg. Sicherlich hätte der Verein für einen erneuten Anlauf gerne viele Spieler der Kernmannschaft behalten, nur war dies im Nachhinein betrachtet wohl ein naives Unterfangen. Die Bundesligascouts verschließen mit Nichten die Augen vor den in der zweithöchsten Spieklasse erbrachten Leistungen. Spieler fallen auf, Spieler wecken Begehrlichkeiten. Auf der anderen Seite davon stehen aber die Neuverpflichtungen. Logisch. Und diese funktionieren in dieser Saison nicht so, wie man es gerne gesehen hätte und vielleicht auch erwartet hatte. Auffälligste Beispiele dieser Kategorie: (1) Marco Rojas. Vom VfB Stuttgart nach hervorragender Vorbereitung geholt, sollte das Offensivspiel variabler ausrichtbar machen, für Überraschungsmomente sorgen. Nach schwerem Anlauf attestierte ihm Kramer indirekt Eigensinn – keine 30 Minuten Einsatzzeit, seit vielen Wochen nicht mehr im Kader. (2) Florian Mohr. Der von Präsident Hack als „Königstransfer“ betitelte Verteidiger schleppt sich von einer Reha zur nächsten und war nur in der Vorbereitung eine wirkliche Alternative. Sicherlich nicht selbstverschuldet, trotzdem nüchtern gesehen keine Verstärkung. (3) Guilherme. Als Backup für den einzigen nominellen Linksverteiger Gießelmann geholte Alternative stellte sich nach mittelgroßen Vorschusslorbeeren als ziemlicher Flopp heraus. Verschuldete die Auswärtspleiten in München und Kaiserslautern zu einem Großteil mit katastrophalem Stellungspiel selbst und ist seitdem nur noch ein Kandidat für die Bank. (4) Orkan Cinar. Als Perspektivspieler aus der VW A-Jugend geholt, spielte er eine ordentliche Vorbereitung und schien ein Liebling von Kramer zu werden. Seit Mitte der Saison aus „disziplinarischen“ Gründen – wohl mangelnde Einstellung im Training – von der Profimannschaft suspendiert und somit ebenfalls keine Option. – Die Transfers von Stiepermann, Wurtz, Przybylko, Zulj, Lam machen Sinn, haben sich aber (noch) nicht als die großen Heilsbringer erwiesen. Sicher, jeder einzelne davon hat Talent und seine Berechtigung im Kader zu stehen, aber unter dem Strich sind es nicht mehr als blasse Mitläufer, die (noch) nicht den Unterschied ausmachen können. Dann gibt es noch die „neuen Alten“ / „alten Neuen“ Caligiuri und Schröck, die sich zwar redlich bemühen den Laden zum Laufen zu bringen, aber selber auch gerade weit von der Form ihres Lebens entfernt sind. Irgendwie Zweitliga-Mittelmaß – und genau da steht man jetzt auch. Um das nochmal klarzustellen: Ich habe nichts gegen die Jungs. Nein, ich mag sie sogar sehr. Aber sportlich betrachtet ist das zumindest momentan nicht mehr, als Durchschnitt. Unterer Durchschnitt. Das Ziel vereinsintern war in dieser Saison meines Wissens nach nie der Aufstieg, diese Laus wurde von Außen eingeschleust. Aber für das obere Mittelfeld sollte der Kader objektiv und in Relation zur restlichen Liga gesehen schon reichen.

Die Mannschaft erscheint in letzter Zeit sehr verunsichert. Fehlpässe, Stockfehler, Konzentrationsfehler – alles ein bisschen shaky. Ein Symptom, das ich auch auf die Spielweise von Kramer zurückführe. Zu Beginn der Saison wurde noch von schnellem Umschaltspiel, offensiver Grundausrichtung und attraktivem Fußball gefaselt. Die branchenüblichen Phrasen der Fußballlehrer eben. Davon waren zu Beginn nur Spurenelemente zu erkennen. Eher in das Auge stachen da die schlimmen Abwehrpatzer. Kramer rückte dann im Lauf der Vorrunde von seiner eigentlichen Marschroute ab und setzte verstärkt auf eine defensive Ausrichtung und Sicherung des eigenen Tores. Wie bereits angesprochen verhalf das zunächst auch eine bessere Stabilität zu erreichen, aber von dem einst gefürchteten Fürther Kurzpassspiel, von einer variablen, torgefährlich, kreativen Offensive ist schon lange nichts mehr zu sehen. Torgefahr kommt zumeist nur bei Standards auf. Bezeichnend. Kramer bevorzugt wohl einen Kick and Rush ähnlichen Spielansatz, bei dem viel mit umständlichen hohen Bällen operiert wird. Unter dem Strich ausrechenbar, statisch und – wenig torgefährlich. Ich glaube, das dieser Umschwung auch an der Mannschaft nicht spurenlos vorübergezogen ist. Man scheint gerade nicht davon überzeugt zu sein, wie die Fürther Spielidee denn nun aussehen soll.

Allgemein ist Kramer er ein stiller Vertreter. Nun – sicherlich muss nicht jeder Trainer an der Linie Christian Streich mimen. Sicherlich muss und kann nicht jeder der gnadenlos pushende Mike Büskens sein. Aber die unterkühlte, ruhige, langweilige Art des Trainers färbt sich langsam auf die Mannschaft und deren Darstellung auf dem Feld ab. Der User „disco_partizani“ hat das auf Transfermarkt recht treffend mit folgenden Worten beschrieben:

Es ist Sache des Trainers, Begeisterung zu wecken, Enthusiasmus !
aber da is nix, nur Gelabere … kein Funke mehr, der überspringen könnte

ich würde mir eine Figur wie Verbeek wünschen. Einen TYP! eine Persönlichkeit!

Kramer ist das alles nicht … Kramer ist lauwarm … langweilig … IGLO Fischstäbchen … schmeckt ganz gut … is halt kein Zander

.. und das holt er aus diesem Kader auch heraus: Fischstäbchen mit Kartoffelbrei

Auf der an das Leipzig Spiel anschließenden Pressekonferenz machte der Coach schon einen deutlich angeschlagenen Eindruck. Seit Wochen ballert er unablässig Phrasen in die Mikrophone des Landes: „Körner sammeln“, „den nötigen Willen an den Tag legen“, „alles reinknallen“, „das Ding mal über die Linie drücken“. So hört sich das dann meist an. – Ja, schön. Ohne eine sichtbare Reaktion auf dem Feld sind das nicht mehr als leere Worthülsen. Wertlos und enttäuschend. Enttäuschend, weil man als Anhänger (zurecht) mehr erwartet. Enttäuschend, weil man weiß, dass man mehr erreichen könnte. Enttäuschend, weil man sich angesichts der immergleichen Fehlleistungen veralbert vorkommt. Enttäuschend, weil man immer viel versprochen bekommt, aber keine Verbesserung zu erkennen ist. Enttäuschend, weil die Abstiegszone langsam in Sichtweite kommt. – Nein, die Darbietungen sind mit Nichten so katastrophal, wie das gerade in meiner Aufarbeitung erscheinen mag. Es ist nicht so, dass man im wöchentlichen Rhythmus in Grund und Boden gespielt wird. Aber man kann auch nicht während einer ganzen Hinserie ausschließlich von fehlendem Glück sprechen. Es fehlt nicht viel, aber es fehlt etwas.

Ich bin heilfroh, wenn man sich mit noch mindestens drei zusätzlichen Punkten in die Winterpause verabschiedet (Ist ja bald Derby, würde sich vielleicht anbieten …) – und dann muss einiges generalüberholt werden. Der Kader muss auf mehreren Positionen verstärkt werden, in erster Linie in der Sturmspitze und den Außenverteidigerpositionen. Es braucht einen Trainer, der eine zur Mannschaft passende Spielidee mit Überzeugung und Nachhaltigkeit (!) entwickelt. Und es braucht schlussendlich natürlich auch ein Umfeld, das die Ruhe bewahrt und auch in durchwachsenen Zeiten nicht den Teufel an die Wand malt. In Fürth leider eine historisch erwiesen schwierige Angelegenheit. – Hinsichtlich der wichtigen englischen Woche und dem anstehenden Derby verbleibe ich mit den folgenden Worten und der Hoffnung auf die Rückkehr der Fürther Spielfreude:

Vorwärts, Kleeblatt!

 

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