Als Fußballfan kennt man das ja eigentlich ganz gut. Man wünscht es sich nie, würde am liebsten für immer darauf verzichten, aber es kann eben doch von Zeit zu Zeit immer mal wieder vorkommen. So ein bisschen wie der Geburtstag der Schwiegermutter. Oder die Einladung zum Teamevent des Arbeitgebers.
Anscheinend war es mal wieder an der Zeit. Vom hohen Ross des Derbysiegers beim stolzen Galopp in den Burggraben gefallen. Ja, ich sage es so grob, wie es sich live angefühlt hat – Ein richtiges Scheißspiel.
Infekt mit Effekt
Der Tag hatte schon begonnen, wie man sich den Prolog eines solchen Fußballspiels vorstellen würde. Alles eingerichtet, um das Spiel vor Ort verfolgen zu können. Familiäre Verpflichten hinten angestellt, Prioritäten gesetzt. Karten besorgt. Auf das Spiel und die Fahrt gefreut. – Um am Spieltag festzustellen, dass man den Antritt der Fahrt nicht verantworten kann. Der treue, felltragende Begleiter schleppt sich seit zwei Tagen nur noch von Ecke zu Ecke und frisst nichts, macht dabei einen wahnsinnig trägen Eindruck. Sonntagvormittag, Tiernotdienst. Zur vereinbarten Abfahrtszeit schlage ich im prall gefüllten Wartezimmer auf. Zwei Spritzen und einen diagnostizierten Infekt später gerade so zum Anstoß vor den heimischen Fernseher geschafft. Tolle Wurst, so hatte ich mir das vorgestellt. Wenigstens sollte ich nichts vom Spiel verpassen.
Die Fahrkarten, bitte
Die Spielvereinigung kann in der Anfangsphase allerdings für einen kleinen Stimmungsaufheller sorgen. Von Beginn an in der Partie und mit einer meiner Meinung nach tollen Spielanlage. Man sucht oft die beiden offensiven Außen und kann mit gefälligen, schnellen Kombinationen Torabschlüsse und Standardsituationen generieren. Leider können die Chancen von Pledl am rechten Strafraumeck, Gießelmann per Kopf nach Eckball und Weilandt aus halblinker Position nicht genutzt werden. Zu diesem Zeitpunkt war das Führungstor greifbarer, als die aktuelle Verunsicherung der Nachbarn jenseits der Stadtgrenze. Leider beschränkte sich das deutliche Übergewicht nur auf die ersten rund 20 Minuten. Der FCI kann den Rest der resten Hälfte ausgeglichener gestalten und kommt ebenfalls zu Halbchancen. Mit dem subjektiv etwas enttäuschenden Spielstand von 0:0 ging es in die Kabinen.
Ähnlich sah der Spielverlauf auch in der zweiten Halbzeit aus. Zumindest bis zum, aus meiner Sicht endgültig spielentscheidenen, Auftritt von Schiedsrichter Schriever, der vorab in Form von geschenkten Eckbällen und zweifelhaften Zweikampfbewertungen bereits Entscheidungen fernab von jeglichem Zweitliganiveau getroffen hatte. Ein klares Vergehen vom Ingolstädter Schlussmann Özcan an Benedikt Röck-Air auf Höhe des Elfmeterpunktes wertete dieser als Offensivfoul des offensichtlich früher ballspielenden Fürthers. Eine Entscheidung, die man so vollkommen falsch auch erstmal treffen können muss. Respekt an dieser Stelle. Die durch diese Fehlentscheidungen entstandene Hektik brachte die rot-schwarzen Gastgeber endgültig auf die Siegerstraße. Auf Seiten der Spielvereinigung geriet der Motor zunehmend ins Stocken, der Ball ging zu regelmäßig zum Gegner, die entscheidenden Zweikämpfe im Mittelfeld gingen verloren. So war es zunächst der vorallem bei Konterangriffen sehr auffällige Mathew Leckie, der die Schanzer nach etwa einer Stunde in Führung schießen konnte. Von diesem Rückschlag sollte sich das Kleeblatt an diesem Tag nicht mehr erholen. Man konnte der Mannschaft den Willen nicht absprechen, aber spätestens nach dem vorentscheidenden 2:0 durch Pascal Groß (Hurra, Punkte im Kicker Managerspiel …) war die Begegnung entschieden.
Irgendwas ist immer
Man war nicht wirklich die schlechtere Mannschaft, hat aber am Ende auch nicht unverdient verloren. Ingolstadt fand mit zunehmender Spieldauer probade Mittel, die SpVgg nicht mehr. – Ich denke, dass einer Spitzenmannschaft ein solcher Spielverlauf nicht passieren dürfte. Dann wiederum steht man eben auch erst am dritten Spieltag. Es mag sich wie eine leere Floskel anhören, aber es kann eben doch noch nicht alles gelingen. Coach Frank Kramer sollte nach Schlusspfiff den Journalisten vom obligatorischen „verlorenen Faden“ diktieren, die befragten Spieler zeigen sich selbstkritisch. Für die restliche Saison muss der Hebel angesetzt werden, dass eben das nicht mehr passiert. Vor dem Hintergrund einer qualitativ starken, ausgeglichenen Liga muss das das Ziel sein, um weitere Punktverluste zu vermeiden. Wobei auch ein anderer Schiedsrichter – auch wenn ich mehrmals laut den Fernseher anbrüllen musste, möchte ich nicht alles auf den nicht gerade austrainiert wirkenden Unparteiischen schieben – seinen Teil zu einem erträglicheren Spielverlauf hätte beitragen können. Unter dem Strich ist dieser Dämpfer vielleicht zu einem garnicht ungünstigen Zeitpunkt eingetreten. Schon das recht magere Auftreten im DfB-Pokal hat ahnen lassen, dass der Derbysieg eventuell, so schön es auch ist, doch ein wenig zu hoch ausgefallen ist und der Mannschaft einen Trugschluss auf ihren aktuellen Leistungsstand vorgaukelte. Auf die Leistungen von einzelnen Spielern möchte ich nicht näher eingehen – man kann es mit der Erkenntnis belassen, dass keiner sein Potential ansatzweise ausschöpfen konnte. Im Grund muss man nicht mehr Worte zu diesem Kick verlieren. Abhaken, weitermachen, Glück erzwingen.
Gerade von den beiden Neuzugängen Marco Rojas und Marco Caliguiri erwarte ich mir eine qualitative Steigerung, die hoffentlich in den nächsten Wochen auch auf dem Platz erkennbar sein wird. Schließlich wollen wir noch einige Positiverlebnisse in dieser Saison feiern. Die nächste Chance wird das Montagsspiel gegen die Mannen vom FC St. Pauli liefern.
Vorwärts, Kleeblatt!