Burics Fehleinschätzungen

Unumstritten waren Damir Burics Personalentscheidungen während seiner Amtszeit fast nie. Kleeblatt-Anhänger Manu hat mir die folgenden Zeilen bereitgestellt, in denen er am Beispiel dreier exemplarischer Personalien Burics Fehleinschätzungen betrachtet:


Das Kleeblatt hat (mal wieder) seinen Trainer entlassen. Gefühlt haben wir früher länger den gleichen Übungsleiter auf der Bank gehabt, aber das ist eine andere Geschichte. Nach dem Spiel gegen Ingolstadt ohne richtige eigene Torchance und allerspätestens nach der kollektiven Arbeitsverweigerung in Paderborn war jedem klar (auch dem Vorstand des Kleeblatts), dass hier ein Trainer und eine Mannschaft miteinander arbeiten, die nicht mehr miteinander arbeiten können oder wollen.

Aus meiner Sicht gibt es drei Spieler in unserem Kader, die exemplarisch für die Mängel unseres Ex-Trainers stehen, der seit seiner Übernahme unseres Teams keinen einzigen Spieler besser gemacht hat (eher das Gegenteil ist der Fall). Damir Buric hat früh in der Saison ein festes Korsett etabliert, das fast in jedem Spiel zur ersten Elf gehörte – ob die Leistungen stimmten oder nicht. Diese Nibelungentreue kann sich auszahlen (Stichwort Miroslav Klose in der Nationalelf) oder böse nach hinten losgehen (so wie bei uns). Aus meiner Sicht sind zwei Spieler, die in dieser Saison oft bis fast immer von Beginn an auf dem Feld standen, maßgebliche Beispiele für die taktischen Schwächen und Fehleinschätzungen von Damir Buric: Lukas Gugganig und Julian Green.

Lukas Gugganig ist kopfballstark, zweikampfstark und scheut keinen Gegenspieler. Außerdem hat er einen rechten Huf, der wirklich außergewöhnlich ist (und den die meisten Fürther Fans gar nicht kennen, weil er schlicht kaum Abschlüsse aus der zweiten Reihe sucht). Damit bringt er viel mit, was ein „Sechser“ in der zweiten Liga können muss. Aber er ist (noch) kein Sechser auf Zweitliganiveau, weil ihm ganz elementare Fähigkeiten fehlen, die man auf dieser Position zwingend braucht: Ballkontrolle, geistige Schnelligkeit, Spielverständnis und ein guter Spielaufbau. Wie viele Angriffe und Umschaltsituationen im Keim erstickt wurden, weil er den „sicheren Ball“ nach hinten oder nach außen spielt, ist kaum zu zählen. Das wäre noch zu verschmerzen, wenn er ansonsten ein solider und sicherer Mittelfeldspieler wäre. Ist er aber (noch) nicht. Es gibt wenige Dinge, die eine Mannschaft im Kollektiv stärker verunsichern als einen zentralen Spieler, den man unter Druck nicht anspielen kann oder möchte – das weiß jeder, der selbst schon einmal die Töppen geschnürt hat. Gugganig kann eventuell in einer Doppelsechs den Abräumer geben – aber dafür braucht er einen spielstarken Gegenpart neben sich, der ihm die spielerischen Aufgaben abnimmt. Und der fehlt ihm seit Monaten. Scheinbar zog Stefan Leitl aus nur vier Trainingseinheiten ein ganz ähnliches Ergebnis und setzte auf den wesentlich agileren und spielstärkeren Paul Jaeckel, der mit seinen 20 Jahren eine absolute Zukunftslösung sein könnte.

Womit wir zu Julian Green kommen, der oft gemeinsam mit Gugganig aufgeboten wurde von Damir Buric. Julian Green kann Fußballspielen und zerlegt wohl bei jedem Hallenkick die gegnerischen Reihen. Er spielt in der Nationalmannschaft der USA und gehört dort zum Stammpersonal. Aber dieser Status scheint ihm ziemlich zu Kopf gestiegen zu sein, ebenso wie die illustre Liste seiner Ex-Vereine, die allesamt meilenweit über dem Kleeblatt stehen. Die zweite Liga tut oft beim Zuschauen weh und mit Sicherheit genauso oft auf dem Feld. Aber Julian Green tut sich nicht gerne weh, macht sich nicht gerne dreckig und so richtig schwitzen mag er scheinbar auch nicht. Als alleiniger 10er in einer funktionierenden Mannschaft mit zwei Sechsern, die ihm die Defensivarbeit abnehmen, an einem angenehm milden Frühsommertag mit 21 Grad, leichter Bewölkung (aber ohne Regen), perfekt aufgepumpten Bällen, einer 2:0 Führung im Rücken und einem leichten Frühstück im Bauch – in dieser Situation ist Green einer der besten Spieler der zweiten Liga. Aber die Liga funktioniert so nicht. In dieser Liga stehen einem Abwehrspieler auf den Füßen und man spielt gerade im Kessel in Aue bei 5 Grad und Regen. Man kann bei Green nach drei Aktionen sehen, ob er Lust hat oder nicht. Bei Julian Green entscheiden nicht die Füße über seine Leistungen, sondern der Kopf. Damir Buric sah es wohl aber alles ein bisschen anders und bedankte sich mit einigen Einsätzen zu viel für Greens Tor in Heidenheim, für das er immer einen Platz in meinem Herzen tragen wird. Sein Auftritt im ersten Spiel unter dem neuen Trainer war ein Schritt in die richtige Richtung und vielleicht blüht Green im 4-3-3 oder 4-1-4-1 ja wieder auf. Unser Team würde dadurch einen großen Schritt nach vorne machen.

Womit wir bei dem Spieler wären, der DAS große Mysterium beim Kleeblatt ist und für mich das dritte große Fragezeichen hinter Damir Burics Fähigkeiten setzt, ein Team zu führen: Nik Omladic. Jede Woche fragt man sich, ob er verletzt ist (Fußsohle oder was auch immer) oder nicht – im Kader stand er unter Buric sehr selten, die Meldungen zu seinem Gesundheitszustand blieben spärlich. Wenn er spielte kam er unter Buric oft auf der 6 oder 8 zum Zug – da kann man ihn auch gleich Zuhause lassen. Omladic ist ein Orkan, wenn er ins Rollen kommt (da genügt eine kleine Recherche auf Youtube). Und er ist das, was man gemeinhin einen Straßenfußballer nennt. So genial wie unberechenbar für Mitspieler und Gegner gleicherweise. „Geht’s raus und spielt‘s Fußball“ ist die taktische Anweisung, die Omladic braucht. Und das zweifellose Vertrauen seines Trainers. Omladic passieren unterirdische Fehler und katastrophale Auftritte – aber er zahlte sie bei Braunschweig immer mit überragenden Leistungen an anderen Tagen doppelt und dreifach zurück. Weil er wusste, dass sein Trainer im vertraut. Damir Buric hat ihm dieses Vertrauen nie entgegengebracht und seine Stärken im Keim erstickt, indem er ihn im zentralen Mittelfeld zu stark gebunden hat. Klar, im modernen Fußball muss jeder Spieler mit nach hinten arbeiten, werden jetzt viele sagen. Müssen sie das? Dann schaut euch mal an, was Leo Messi macht, sobald Barcelona nicht in Ballbesitz ist (Omladic ist natürlich kein Messi, aber achtet mal darauf). Unter Stefan Leitl saß er zumindest wieder auf der Bank und wirkte ziemlich fit beim Warmlaufen. Mal sehen, ob er unter dem neuen Gespann das Vertrauen bekommt um wieder eine Bereicherung für das Kleeblatt zu sein.

Das neue Trainerteam (ein ehemaliger Blubberer und ein früherer Kleeblatt-Spieler, der unseren Verein verklagt hat – aber auch das ist eine andere Geschichte) steht vor einer großen Herausforderung. Es geht darum, eine komplett verunsicherte und kopflose Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. Die Ansätze gegen Duisburg waren auf jeden Fall unverkennbar und ein Schritt in die richtige Richtung. Das größte Glück des neuen Trainers: In dieser Mannschaft schlummert Potential! Weniger, als wir alle zu Saisonbeginn gedacht haben aber mehr, als die letzten sechs Auftritte zeigen. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte – einem Tabellenplatz, den jeder im Ronhof mit Handkuss nimmt.


Vielen Dank für deinen Beitrag, Manu